Alte Kirchturmuhr von 1886

Die alte Ströher Kirchturmuhr von 1886

Die Ströher Kirche wurde im Jahre 1876/77 erbaut und am 3. Advent eingeweiht. Das Turmuhrwerk ist 10 Jahre jünger.

Es steht jetzt restauriert und für alle zu besichtigen in unserer Kirche.

Die Uhr wurde von der Firma J. F. Weule in Bockenem/ Harz gebaut. Um 1900 zählte die Firma zu den Größten ihrer Art in Deutschland. Sowohl die  Uhr als auch die Orgel wurden durch die großzügige Spende des Ströher Bürgers  Dietrich Käsemeyer erworben. Er hat der Kirche damals 10.000 Mark geschenkt. Der Kaufvertrag wurde am 20.September 1886 von Pastor Schmidt und dem Lieferanten J.F.Weule unterzeichnet.

Die Uhr kostete damals 1.526 Mark.                              
1 Goldmark (1873-99) = 17.82 €


Alte Kirchturmuhr
(Vergrößerte Bilddarstellung - Auf Bild klicken)

Konstruktionsmerkmale der Uhr:

Die Uhr wird mit einer Handkurbel aufgezogen. Das Werk läuft mit einem Aufzuge 8 Tage lang. Das Schlagwerk schlägt die halben und die vollen Stunden. Die Räder sind aus Bronze, die Wellen aus Schmiedeeisen, die Zapfen aus Stahl gehärtet. Die Zapfenlager bestehen aus gehärteter Bronze. Das Uhrengestell wird aus starkem Gusseisen durch schmiedeeiserne Verbindungsteile und sechskantige Schraubenmuttern zusammengehalten.

Das Herzstück der Uhr ist die Ganghemmung. Es handelt sich um eine Ankerhemmung nach "Graham" mit einer verbesserten Form des Steigrades und des Ankers, der mit verstellbaren aus engl. Gussstahl bestehenden gehärteten und polierten Paletten versehen ist. Das Gehwerk ist mit einem "Contre- Gesperre" versehen, damit die Uhr während des Aufzuges nicht langsamer wird oder gar stehen bleibt. Die genaue Einstellung der Uhr erfolgt über eine Stellscheibe, die in Minutenstriche geteilt ist. Durch Lösen einer Schraube kann man an dieser Scheibe die Uhr und sämtliche Zeiger auf die Minute genau einstellen.


Die Steuerung des Schlagwerkes erfolgt über eine Schlossscheibe. Die Pendellinse ist ca.25 kg schwer und aus Gusseisen. Das Pendel besteht aus in Leinöl getränktem Holz. Am unteren Ende kann man die Laufgeschwindigkeit der Uhr durch eine Regulierschraube verändern. Holz hat einen niedrigen  temperaturabhängigen Ausdehnungskoeffizienten, dadurch wird die Ganggenauigkeit verbessert. Die Behandlung des Holzes mit Leinöl soll das Pendel widerstandsfähiger gegen die Witterungseinflüsse im Turm machen. Das Pendel ist mit einer doppelten Feder aus Stahl am Uhrengestell aufgehängt.

Die Uhr selbst wiegt 500 kg. Die Bronzeglocke am Turmdach ist 75 kg schwer. Die leider verloren gegangenen Gewichte für das Schlagwerk wogen 175 kg und für das Gehwerk 100 kg. Der Durchmesser der beiden am Turmdach sichtbaren Zifferblätter beträgt 1,20 m, Die Zeiger und Ziffern sind vergoldet.

Die Uhr stand seit 1992 in einem Uhrenmuseum in Norden/Ostfr. Dort wurde sie auch restauriert und uns im Jahre 2001 wieder zurückgegeben.

      
 _______________________________________________


Qellenverzeichnis:

  

J.Abeler, "Meister der Uhrmacherkunst";
H.Jendrizki,"Reparatur antiker Pendeluhren";

K.Erbrich, "Präzisionspendeluhren";
Originalschriftverkehr zwischen der  Firma Weule und dem Pfarramt Ströhen.